#RioStories

Ich kenne Luiza, seit ich 6 Jahre alt war. Irgendwann kam sie in die Sonntagsschule und ich bot ihr einen Platz neben mir an. Seitdem waren wir unzertrennlich. Kinderchorproben, Geburtstage, sie gehörte einfach dazu. Sie hat am 13.4. Geburtstag und ich am 6.4. Manchmal haben wir auch zusammen gefeiert 🥳.

Mit 11 Jahren bin ich in die Schweiz ausgewandert, weil meine Mama wieder geheiratet hat. Ohne Internet und Social Media blieben Luiza und mir nur Briefe und alle paar Jahre ein Treffen mit der Clique, wenn ich in den Schweizer Schulferien Brasilien besuchte.

Irgendwie mussten sich unsere Auftritte in der Baptistenkirche, seien es Solos im Chor, Lesungen oder Theaterstücke, auszahlen, denn Luiza studierte Theater, später Journalismus, arbeitete für renommierte Medien und ich nahm Gesangsunterricht, landete im Marketing und als Autorin. Trotz krasser Meinungsverschiedenheiten in den letzten Jahren sind wir uns heute einig, dass beide Seiten tiefe Abgründe haben und es sich nicht lohnt, um alles zu streiten.

Wir sind beide kinderlos, geschieden und doch nicht ganz verloren. Wir freuen uns auf die Zukunft und nehmen die Herausforderungen mit brasilianischem Humor an.

Heute hat sie mir erzählt, dass sie eine gute Idee hatte, um den schmutzigen Toiletten bei Grossveranstaltungen entgegenzuwirken. Sie wollte einen Hygienebeutel mit 2 Feuchttüchern und einem Spray mit Desinfektionsmittel für R$ 3,- verkaufen. Dann nahm sie einen Nachtjob als Redakteurin bei der brasilianischen Big Brother Show an. Blogs schreiben und Schimpfwörter vor der Liveschaltung melden 😅. Dann blieb keine Zeit mehr, um den Hygienebeutel zu organisieren.

Als sie dann im Karneval unterwegs war, staunte sie nicht schlecht, als jemand während des Festes zwei Deo-Besprühungen für R$ 2,- anbot. Also, man konnte sich hinstellen, die Arme heben und sich zwei Mal mit Deo besprühen lassen. Der Erfinder hat sich wohl eine goldene Nase verdient.

Das macht einen Brasilianer aus, je härter die Bedingungen, desto kreativer wird man. 😅

#RioStories

Das reconnecten mit meinen Wurzeln nahm eine andere Dimension an, als ich Caique Santos Faustino und seine Mutter Tamikuã Pataxó Faustino in Paraty traf. In Brasilien gibt es 350 indigene Völker, die etwa 257 Sprachen sprechen. Caique erzählte mir, dass es bis vor kurzem nicht erlaubt war, den indigenen Namen in die Geburtsurkunde einzutragen. Sie mussten einen portugiesischen oder westlichen Namen annehmen. So viel zur Anerkennung der ersten Ureinwohner Brasiliens. Ich selbst habe etwa 6% indigene Abstammung. Meinen Stamm kenne ich aber noch nicht. Das müsste ich noch recherchieren.

Die Vielfalt wird mich für immer prägen. Für mich das schönste Erbe.

Es gibt wichtigere Meldungen… Aber Bolsonaro hat ein neues Parfum, das seinen Namen trägt. 😅 Es entstand in Zusammenarbeit mit Agustino Fernandez, dem südamerikanischen Make-up-Mogul und der ehemaligen First Lady, Michelle Bolsonaro. Ich habe die letzten Wochen in Rio verbracht. Bolsonaros Rückhalt in der Bevölkerung ist allgegenwärtig. Natürlich gibt es auch die andere Hälfte, die nichts von ihm hält. Mir ist kein einziges Plakat von Lula aufgefallen, und ich bin durch weite Teile des Bundesstaates gereist. Von Bolsonaro hingegen hingen einige.

Das ist der Chefredaktor von SRF News. Der Gebührensender der Schweiz. Wenn man die Jahresgebühr verweigert, wird man betrieben.
Wenn Herr Brenn die Berichterstattung verweigert, passiert nichts…