In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
Kurt Tucholsky
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Eine letzte Fahrt
👉TEIL 1/2🛎️
Bello starb auf der Ladefläche des Wagens, auf halbem Weg zwischen der Weide und dem Stall. Er winselte nicht. Er kämpfte nicht. Er legte einfach seinen Kopf auf das rissige Holz, so wie er es tausendmal zuvor getan hatte. Staub wirbelte von seinem Fell auf, als die Reifen über den Schotterweg ratterten.
Ich schaute in den Rückspiegel und wusste es. Diese Art von Stille gehört nicht zu den Lebenden.
Ich hielt am Weidezaun an. Die Kühe hoben langsam ihre Köpfe, neugierig, Dampf stieg in der kühlen Morgenluft von ihren Nüstern auf. Die Sonne kletterte gerade über den Hügel und malte die Felder in dasselbe Gold, das ich schon sah, seit ich ein Junge war. Aber dieses Mal fühlte es sich anders an – als ob das Licht sich ebenfalls verabschiedete.
Bello war nicht nur ein Hund. Er war ein Teil des Hofes, genau wie der alte Wassertrog, das kaputte Scheunentor und der Stacheldraht, der mit Bindfaden geflickt war. Er war da, durch Dürre und Hochwasser, durch die mageren Winter, als wir die Hälfte der Herde verkauften, nur um die Rechnungen zu bezahlen, und durch die Sommer, in denen Schweiß und Hoffnung das Einzige waren, was wir hatten.
Als ich ihn '78 kaufte, war er nur Beine und Zähne und zwickte mich in die Stiefel, bevor ich ihn überhaupt nach Hause gebracht hatte. Mein Vater lachte und sagte, ein guter Hütehund verschwendet seine Energie nicht an den, der ihn füttert. Aber Bello lernte. Er lernte schnell.
Im Herbst desselben Jahres konnte er eine ausgebüxte Kuh von der Herde trennen, nur mit einem Blick. Er jagte die Füchse vom Hühnerstall weg, bewachte die Kinder an der Wäscheleine und schlief mit einem Ohr zum Stall gerichtet, wie ein Soldat auf Wache.
Meine Frau witzelte oft, Bello würde besser zuhören als ich. Sie hatte nicht Unrecht.
Die Jahre sind hier draußen nicht sanft. Sie treffen dich wie das Wetter – plötzlich, rau und unnachgiebig.
Vaters Herz versagte mitten in der Erntezeit, und ich begrub ihn auf dem Hügel im Norden. Die Fleischpreise fielen in den 80ern ins Bodenlose, und ich unterschrieb Papiere bei der Bank mit einer Hand, die nicht aufhören wollte zu zittern. Meine Frau packte '92 ihre Koffer. Sie sagte, sie hätte genug von Schlamm, Mist und Männern, die mehr mit ihrem Vieh als mit ihren Frauen reden.
Bei all dem blieb Bello. Er fragte nie, warum ich von früh bis spät arbeitete. Er verurteilte mich nie, wenn ich mit einer Flasche auf der Veranda saß statt beim Abendessen. Er wartete einfach, sein Blick fest, der Schwanz klopfte auf die Dielen.
Manchmal, wenn die Einsamkeit zu groß wurde, redete ich mit ihm. Nicht dummes Gerede, sondern die harten Worte, die ich sonst niemandem sagte. Er antwortete nie, aber ich fühlte mich danach immer leichter.
Heute Morgen waren die Kühe wieder durch den Zaun gebrochen und liefen auf die Landstraße zu. Es war nicht das erste Mal. Meine Knie sind nicht mehr das, was sie waren, und die Kühe scheinen das zu wissen.
Aber Bello... selbst mit dreizehn, steif in den Gelenken, die Schnauze weiß von dem Alter... er stand auf, als ich die Schlüssel nahm, er kletterte ohne einen Laut auf die Ladefläche.
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Bello starb auf der Ladefläche des Wagens, auf halbem Weg zwischen der Weide und dem Stall. Er winselte nicht. Er kämpfte nicht. Er legte einfach seinen Kopf auf das rissige Holz, so wie er es tausendmal zuvor getan hatte. Staub wirbelte von seinem Fell auf, als die Reifen über den Schotterweg ratterten.
Ich schaute in den Rückspiegel und wusste es. Diese Art von Stille gehört nicht zu den Lebenden.
Ich hielt am Weidezaun an. Die Kühe hoben langsam ihre Köpfe, neugierig, Dampf stieg in der kühlen Morgenluft von ihren Nüstern auf. Die Sonne kletterte gerade über den Hügel und malte die Felder in dasselbe Gold, das ich schon sah, seit ich ein Junge war. Aber dieses Mal fühlte es sich anders an – als ob das Licht sich ebenfalls verabschiedete.
Bello war nicht nur ein Hund. Er war ein Teil des Hofes, genau wie der alte Wassertrog, das kaputte Scheunentor und der Stacheldraht, der mit Bindfaden geflickt war. Er war da, durch Dürre und Hochwasser, durch die mageren Winter, als wir die Hälfte der Herde verkauften, nur um die Rechnungen zu bezahlen, und durch die Sommer, in denen Schweiß und Hoffnung das Einzige waren, was wir hatten.
Als ich ihn '78 kaufte, war er nur Beine und Zähne und zwickte mich in die Stiefel, bevor ich ihn überhaupt nach Hause gebracht hatte. Mein Vater lachte und sagte, ein guter Hütehund verschwendet seine Energie nicht an den, der ihn füttert. Aber Bello lernte. Er lernte schnell.
Im Herbst desselben Jahres konnte er eine ausgebüxte Kuh von der Herde trennen, nur mit einem Blick. Er jagte die Füchse vom Hühnerstall weg, bewachte die Kinder an der Wäscheleine und schlief mit einem Ohr zum Stall gerichtet, wie ein Soldat auf Wache.
Meine Frau witzelte oft, Bello würde besser zuhören als ich. Sie hatte nicht Unrecht.
Die Jahre sind hier draußen nicht sanft. Sie treffen dich wie das Wetter – plötzlich, rau und unnachgiebig.
Vaters Herz versagte mitten in der Erntezeit, und ich begrub ihn auf dem Hügel im Norden. Die Fleischpreise fielen in den 80ern ins Bodenlose, und ich unterschrieb Papiere bei der Bank mit einer Hand, die nicht aufhören wollte zu zittern. Meine Frau packte '92 ihre Koffer. Sie sagte, sie hätte genug von Schlamm, Mist und Männern, die mehr mit ihrem Vieh als mit ihren Frauen reden.
Bei all dem blieb Bello. Er fragte nie, warum ich von früh bis spät arbeitete. Er verurteilte mich nie, wenn ich mit einer Flasche auf der Veranda saß statt beim Abendessen. Er wartete einfach, sein Blick fest, der Schwanz klopfte auf die Dielen.
Manchmal, wenn die Einsamkeit zu groß wurde, redete ich mit ihm. Nicht dummes Gerede, sondern die harten Worte, die ich sonst niemandem sagte. Er antwortete nie, aber ich fühlte mich danach immer leichter.
Heute Morgen waren die Kühe wieder durch den Zaun gebrochen und liefen auf die Landstraße zu. Es war nicht das erste Mal. Meine Knie sind nicht mehr das, was sie waren, und die Kühe scheinen das zu wissen.
Aber Bello... selbst mit dreizehn, steif in den Gelenken, die Schnauze weiß von dem Alter... er stand auf, als ich die Schlüssel nahm, er kletterte ohne einen Laut auf die Ladefläche.
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Eine letzte Fahrt.
Wir trieben die Kühe mühelos zurück. Er bewegte sich langsamer, aber das alte Feuer war noch da. Ein Bellen, ein Sprint – antrainiert über Jahre. Er brachte sie dazu, umzudrehen und sich zu bewegen, so wie immer.
Und dann, auf der Rückfahrt, legte er sich hin.
Als ich anhielt, war es vorbei.
Ich trug ihn in die Scheune. Das Heu roch süß und feucht, Staub tanzte in den Lichtstrahlen. Ich legte ihn neben den alten Sattel, der seit zwanzig Jahren nicht mehr benutzt wurde.
Lange Zeit saß ich einfach nur da, meine Hand auf seinen Rippen, und wartete auf das Heben und Senken, das nie wieder kommen würde. Draußen muhten die Kühe nach Futter, aber ich rührte mich nicht.
Ich dachte an all die Morgen, an denen er vor mir an der Tür war. An all die Nächte, in denen er Wache hielt, über einen müden Mann und einen müden Traum. Ich dachte an die guten Tage, als meine Kinder klein waren und meine Frau noch in der Küche lachte.
Und ich dachte daran, wie verdammt viel von meinem Leben einfach so an mir vorbeigezogen ist, ohne dass ich es bemerkt habe.
Die Wahrheit ist, wir messen die Zeit hier draußen nicht in Jahren, sondern in Jahreszeiten, in geborenen und verlorenen Kälbern, in reparierten Zäunen und kaputten. Und für mich wird es jetzt immer die Jahre mit Bello geben.
Ich habe ihn auf dem Hügel im Norden begraben, neben Vater. Der Boden war hart, die Schaufel schwer, aber ich machte weiter, bis es geschafft war. Als ich zurücktrat, hätte ich schwören können, Vaters alten Hut im Wind zu sehen und Bellos Bellen vom Hügel widerhallen zu hören.
Vielleicht war es nur Erinnerung. Vielleicht war es mehr.
So oder so, ich weiß eines: Hunde und Menschen sind nicht allzu verschieden. Wir geben, was wir können. Wir halten die Stellung. Wir machen weiter, bis wir nicht mehr können.
Und wenn wir Glück haben, erinnert sich jemand an uns, wenn die letzte Fahrt vorbei ist.
Netzfund
👉@tutmirgut
Eine letzte Fahrt.
Wir trieben die Kühe mühelos zurück. Er bewegte sich langsamer, aber das alte Feuer war noch da. Ein Bellen, ein Sprint – antrainiert über Jahre. Er brachte sie dazu, umzudrehen und sich zu bewegen, so wie immer.
Und dann, auf der Rückfahrt, legte er sich hin.
Als ich anhielt, war es vorbei.
Ich trug ihn in die Scheune. Das Heu roch süß und feucht, Staub tanzte in den Lichtstrahlen. Ich legte ihn neben den alten Sattel, der seit zwanzig Jahren nicht mehr benutzt wurde.
Lange Zeit saß ich einfach nur da, meine Hand auf seinen Rippen, und wartete auf das Heben und Senken, das nie wieder kommen würde. Draußen muhten die Kühe nach Futter, aber ich rührte mich nicht.
Ich dachte an all die Morgen, an denen er vor mir an der Tür war. An all die Nächte, in denen er Wache hielt, über einen müden Mann und einen müden Traum. Ich dachte an die guten Tage, als meine Kinder klein waren und meine Frau noch in der Küche lachte.
Und ich dachte daran, wie verdammt viel von meinem Leben einfach so an mir vorbeigezogen ist, ohne dass ich es bemerkt habe.
Die Wahrheit ist, wir messen die Zeit hier draußen nicht in Jahren, sondern in Jahreszeiten, in geborenen und verlorenen Kälbern, in reparierten Zäunen und kaputten. Und für mich wird es jetzt immer die Jahre mit Bello geben.
Ich habe ihn auf dem Hügel im Norden begraben, neben Vater. Der Boden war hart, die Schaufel schwer, aber ich machte weiter, bis es geschafft war. Als ich zurücktrat, hätte ich schwören können, Vaters alten Hut im Wind zu sehen und Bellos Bellen vom Hügel widerhallen zu hören.
Vielleicht war es nur Erinnerung. Vielleicht war es mehr.
So oder so, ich weiß eines: Hunde und Menschen sind nicht allzu verschieden. Wir geben, was wir können. Wir halten die Stellung. Wir machen weiter, bis wir nicht mehr können.
Und wenn wir Glück haben, erinnert sich jemand an uns, wenn die letzte Fahrt vorbei ist.
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Ja, nur gerade die wichtigste Art von Freiheit macht dir bei bestimmten Eigenschaften auch die größten Probleme 😉🤷♂️
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‼️ ⚠️ Achtung ⚠️ ‼️
Dieses Video ist speziell für die tutmirgut Abo MÄNNER! 😄🙈😎
Vielleicht hilft es bei der Entscheidungsfindung 😄😉
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Das begreift leider die Mehrheit der Menschen nicht. Jeder einzelne ist, wie ich finde, gut beraten, mal öfters Nein zu sagen und nicht ( fast) alles mit sich machen zu lassen. Kann man ja zumindest mal drüber nachdenken 😉.
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