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🇮🇹 Italienisch-Ostafrika – Mussolinis Traum vom Imperium in Afrika 🌍

Zwischen 1936 und 1941 existierte mit Italienisch-Ostafrika (ital.: Africa Orientale Italiana, kurz AOI) eine Kolonie des faschistischen Königreichs Italien, die aus der gewaltsamen Expansion in Ostafrika hervorging. Nach dem Abessinienkrieg wurde das Kaiserreich Äthiopien erobert und mit den bereits bestehenden Kolonien Eritrea und Italienisch-Somaliland zu einem neuen Verwaltungsgebiet zusammengeschlossen.

Mit einer Fläche von rund 1,7 Millionen Quadratkilometern war AOI eine der größten Kolonien Italiens. Die Region wurde in sechs Gouvernements unterteilt, darunter Eritrea, Somalia, Amara, Harar, Galla und Sidama sowie Scioa, mit der Hauptstadt Addis Abeba als politischem Zentrum.

Die italienische Herrschaft war geprägt von brutaler Repression, rassistischer Kolonialpolitik und dem Versuch, ein „neues Rom“ in Afrika zu errichten. Besonders unter Generalgouverneur Rodolfo Graziani kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen, darunter Massaker an der Zivilbevölkerung und der Einsatz von Giftgas gegen Widerstandskämpfer.

Trotz militärischer Überlegenheit gelang es Italien nie, das gesamte Gebiet vollständig zu kontrollieren. Der äthiopische Widerstand blieb aktiv, und mit dem Ostafrikafeldzug der Alliierten wurde die Kolonie 1941 zerschlagen. Der endgültige Verzicht auf die Ansprüche erfolgte im Friedensvertrag von Paris 1947.

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Abbildung der Routen, an denen die Seemächte der Welt zwischen 1740-1855 segelten (auf der Grundlage von 280.000 Schiffslogbucheinträgen)

Die obere Karte zeigt die Gesamtrouten aller Nationen und verdeutlicht das ausgedehnte Handels- und Entdeckungsnetz, das den Globus umspannte.

Natürlich gab es den Suezkanal noch nicht, so dass das Rote Meer von den weltweiten maritimen Aktivitäten weitgehend unberührt blieb.

Betrachtet man die einzelnen Karten, so ergeben sich interessante Muster.

🇬🇧 Die Karte von England zeigt ein dichtes Netz von Routen, die die britischen Inseln mit Amerika, Afrika, Indien und Australien verbinden. Darin spiegeln sich die Weite des britischen Reiches und seine Vormachtstellung im Welthandel wider.

🇱🇺 Die Niederlande, die für ihre maritimen Fähigkeiten bekannt waren, hatten auch eine bedeutende Präsenz in Amerika, Afrika und Asien, obwohl sich ihre Routen eher auf den Atlantik und den Indischen Ozean konzentrierten.

🇪🇸 Die spanische Karte verdeutlicht die kolonialen Verbindungen Spaniens mit dem amerikanischen Kontinent. Zahlreiche Routen verbinden die iberische Halbinsel mit der Karibik, Südamerika und Mexiko.

🇨🇵 Frankreich war zwar nicht so umfangreich wie England oder die Niederlande, aber dennoch in der Karibik, in Nordamerika und in Indien stark vertreten.

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Von Rom nach Arabien – Die vergessene Garnison im Roten Meer

Auf der größten Insel, Farasān al Kabīr, Saudi-Arabien, wurde eine lateinische Inschrift aus dem Jahr 144 n. Chr. gefunden, die von der Errichtung einer römischen Garnison zeugt. Es wird vermutet, dass die Inseln zur römischen Provinz Arabia Felix gehörten, bevor sie einige Zeit vor 144 n. Chr. in die Provinz Aegyptus eingegliedert wurden. Damit wären die Farasan-Inseln der am weitesten entfernte römische Außenposten (bis zum 3. Jhd. n. Chr.), da sie fast 4.000 km von Rom entfernt waren.

Diese Garnison diente als militärischer Außenposten des Römischen Reiches und hatte den Rang einer Präfektur. Die Hauptaufgabe des Präfekten bestand vermutlich darin, die Piraterie im südlichen Roten Meer zu bekämpfen und den Handel nach Südarabien und Indien zu schützen.

Darüber hinaus ist es bemerkenswert, dass neuere Studien herausgefunden haben, dass es in der lokalen Sprache einige Lehnwörter aus dem Lateinischen gibt.

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Dieses Bild demonstriert den Schaden, den die dakische Falx an einem römischen Schild, dem Scutum, anrichten konnte.

Eine Falx konnte die Rüstung eines Legionärs massiv beschädigen. Aus diesem Grund nahmen die Römer verstärkende Anpassungen an ihren Schilden, Helmen und anderen Rüstungen wie der manica vor.

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👆Eine dakische Falx

Die Falx war eine antike Waffe der Daker mit einer langen, gebogenen Klinge, die zum Handgriff hin verjüngt war. Sie konnte sowohl zum Hieb als auch zum Stoß verwendet werden und war besonders effektiv gegen Rüstungen und Schilde. Im Vergleich zur römischen Gladius, die eine gerade, zweischneidige Klinge hatte und hauptsächlich für Stöße verwendet wurde, zeichnete sich die Falx durch ihre Länge und Flexibilität im Kampf aus.

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Archäologen haben in Pompeji faszinierende Entdeckungen gemacht 🤩

In einem Bankettsaal haben sie Fresken gefunden, die geheime Dionysianische Rituale zeigen. Diese Wandmalereien, die aus den Jahren 40–30 v. Chr. stammen, zeigen Szenen von Frauen, den sogenannten Bacchantinnen, die ekstatisch tanzen und als Jägerinnen abgebildet sind. Begleitet werden sie von jungen Satyrn, die Doppel-Flöten spielen und Weinopfer darbringen.

Solche Kulte standen jedoch oft in der Kritik, da sie als exzessiv und gesellschaftlich gefährlich galten. Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. erließ der römische Senat Gesetze zur Einschränkung dieser Praktiken, da Berichte über Orgien, Verbrechen und geheime Verschwörungen kursierten.

Ein besonderes Detail des neu entdeckten Freskenzyklus ist die Darstellung der Bacchantinnen als Jägerinnen.

Auf einem kleineren Bildstreifen oberhalb der Hauptszenen ist eine beeindruckende Vielfalt an Tieren - sowohl lebendig als auch als Jagdbeute, gezeigt.

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🇪🇸 Pelagius von Asturien – Der erste Widerstand ⚔️

Im Jahr 722 n. Chr., tief in den Bergen Nordspaniens, begann mit der Schlacht von Covadonga eine Geschichte, die Jahrhunderte überdauern sollte: Pelagius, westgotischer Adliger und von den Asturiern zum „princeps“ gewählter Anführer, stellte sich den muslimischen Eroberern entgegen – und siegte.

Nach dem Zusammenbruch des westgotischen Reiches durch die islamische Expansion ab 711 war Pelagius einer der wenigen, die sich nicht unterwarfen. Stattdessen gründete er das Königreich Asturien, das zum Keim der christlichen Rückeroberung wurde – der späteren Reconquista.

Die Legende erzählt, dass die Reste des geschlagenen muslimischen Heeres beim Rückzug durch die Kantabrischen Berge von einem Steinschlag überrascht und vernichtet wurden – ein göttliches Zeichen, so glaubte man, für die Gerechtigkeit von Pelagius’ Sache.

Sein Sieg war militärisch vielleicht klein, doch symbolisch gewaltig: Er bewies, dass Widerstand möglich war. In den folgenden Jahrhunderten wurde Pelagius zum Mythos, zum Nationalhelden Spaniens, und sein Name zum Synonym für den Beginn der christlichen Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel.

Bild von Augusto Ferrer-Dalmau

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Die Numeri – Roms unbekannte Wächter

Ab dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden in den römischen Provinzen neue militärische Einheiten: die numeri. Diese Nicht-Bürgertruppen bestanden meist aus 100–200 Mann und wurden gezielt zur Grenzsicherung eingesetzt – nicht für Feldzüge, sondern zur lokalen Verteidigung und Überwachung fester Grenzabschnitte.

Besonders bemerkenswert sind die berittenen Einheiten, die unter dem Namen exploratio bekannt waren. Ihre Aufgabe war die Erkundung und Sicherung von Gebieten jenseits der Grenze, etwa in schwer zugänglichen Regionen wie dem dakischen Limes. Sie agierten als Späher, Melder und mobile Aufklärer, oft in unwegsamem Gelände, wo reguläre Truppen kaum operieren konnten.

Die Ausrüstung der numeri entsprach vermutlich der der regulären Auxilia, also der Hilfstruppen.

Kommandiert wurden sie von einem praepositus, später auch von einem praefectus oder tribunus. Ihre Kastelle waren kleiner als die der Legionen – oft nur 0,6 bis 0,8 Hektar groß.

Bild: Grabstein eines römischen Hilfssoldaten aus Köln, Deutschland. Datiert auf die zweite Hälfte des 1. Jh. nach Christus.

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Odysseus Reise

Die Reise des Odysseus, wie sie in Homers Odyssee beschrieben wird, ist keine bloße Heimfahrt – sie ist ein mythischer Parcours durch das Unbekannte, voller Prüfungen, Versuchungen und Erkenntnisse. Der Altphilologe Peter Struck von der University of Pennsylvania hat sich intensiv mit der geografischen Lesart der Odyssee beschäftigt und eine mögliche Route rekonstruiert, die die Stationen der zehnjährigen Irrfahrt auf der realen Mittelmeerkarte verortet.

🧭 Die wichtigsten Stationen laut Strucks Interpretation:

1. Troja (Startpunkt) – nahe dem heutigen Hisarlık in der Türkei
2. Ismaros (Kikonen) – an der thrakischen Küste
3. Land der Lotophagen – möglicherweise in Nordafrika
4. Kyklopeninsel – westlich von Sizilien, eventuell die Äolischen Inseln
5. Aiolos (Herr der Winde) – Liparische Inseln
6. Laistrygonen – Küste Sardiniens oder Korsikas
7. Circe auf Aiaia – oft mit der Westküste Italiens identifiziert
8. Unterwelt (Nekyia) – Zugang bei Cumae nahe Neapel
9. Sireneninsel – südlich von Capri
10. Scylla und Charybdis – Straße von Messina
11. Thrinakia (Insel des Helios) – möglicherweise Sizilien
12. Ogygia (Kalypso) – oft mit Malta oder Gozo gleichgesetzt
13. Phaiaken (Scheria) – Korfu oder eine mythische Insel
14. Ithaka (Ziel) – westlich von Griechenland, reale Insel

Diese Route ist keine historisch belegte Reiseroute, sondern eine literarisch-geografische Rekonstruktion, die versucht, die mythischen Orte mit realen Landschaften zu verbinden. Struck sieht die Odyssee als eine Art sozialen Lernprozess, bei dem Odysseus nicht nur geografisch, sondern auch moralisch und kulturell wandert.

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🏛️ Das Haus der Athena 🇬🇷

Das Parthenon, erbaut zwischen 447 und 432 v. Chr. auf der Akropolis in Athen, Griechenland, ist der Göttin Athena gewidmet.

Aus pentelischem Marmor errichtet, beeindruckt es durch harmonische Proportionen und kunstvolle Reliefs, die Szenen der griechischen Mythologie zeigen. Ursprünglich ein Tempel, diente es später als Kirche, Moschee und sogar als Munitionslager, wodurch es im 17. Jahrhundert beschädigt wurde.

Heute zählt es zu den bedeutendsten archäologischen Stätten der Welt und gilt als ein Symbol der Schönheit, Harmonie und Demokratie.

Bild: Eine allgemeine Rekonstruktion des Parthenon in Athen, Griechenland, auf der Akropolis; damals und heute.

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👻 Die Geisterstadt Craco Vecchia in Italien 🇮🇹

Um 540 vor Chr. wurde das Gebiet um Craco von den Griechen bewohnt und Montedoro genannt. Der Name der Stadt taucht erstmals 1060 n. Chr. auf. Arnaldo, Erzbischof von Tricarico, der Besitzer der Ländereien war, nannte das Gebiet Graculum, was übersetzt „wenig gepflügtes Feld“ bedeutet. Unter Friedrich II. (Staufer) war Craco ein wichtiges militärisches Zentrum.

Zwischen 1959 und 1972 wurde Craco durch eine Serie von Erdrutschen nahezu zerstört. 1963 musste die Stadt evakuiert werden. Die Erdrutsche wurden wahrscheinlich durch Arbeiten an Kanalisation und Wasserversorgung ausgelöst. Für die Bewohner erbaute man im Tal, wohin der Großteil der Bevölkerung evakuiert wurde, die neue Siedlung „Craco Peschiera“. Nach dem Erdbeben in der Irpinia 1980 gab man die Altstadt von Craco auf.

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Das älteste Schloss der Welt 🔒

Es stammt aus den Ruinen des Palastes von Khorsabad, nahe der antiken Stadt Ninive im heutigen Irak und wird auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Dieser Mechanismus wird als Stiftzuhaltungsschloss bezeichnet.

Der Mechanismus funktionierte folgendermaßen: Ein großer Holzriegel sicherte die Tür. Dieser Riegel hatte eine Reihe von Löchern in seiner oberen Oberfläche, die mit kleinen Holzstiften gefüllt waren. Diese Stifte verhinderten, dass der Riegel ohne Weiteres bewegt werden konnte. Um die Tür zu öffnen, wurde ein passender Schlüssel verwendet, dessen Form und eingearbeitete Stifte die Sperren im Schloss an die richtige Stelle hoben. Erst dann konnte der Riegel entriegelt werden.

Man nimmt an, dass dieser Mechanismus ursprünglich in Ägypten entwickelt wurde und sich später auch in anderen Kulturen, wie der assyrischen, verbreitete und weiter entwickelte.

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🏛 Noto – Aus Licht und Stein 😀

Am Fuße der Hybläischen Berge, rund 35 Kilometer südwestlich von Syrakus, liegt Noto – eine Stadt, die wirkt, als sei sie direkt einem barocken Gemälde entsprungen. Ihre Kirchen, Klöster und Palazzi leuchten im warmen Abendlicht in einem sanften Honiggelb, das die Fassaden wie vergoldet erscheinen lässt.

Doch diese Schönheit ist das Ergebnis eines dramatischen Neuanfangs. Das ursprüngliche Noto – das antike Neton (latein: Netum) – lag etwa acht Kilometer nordwestlich der heutigen Stadt. Gegründet von den Sikelern, geriet es früh unter den Einfluss von Syrakus und wurde ab 263 v. Chr. von Hieron II. regiert. Später wurde es als civitas foederata Teil des römischen Reiches.

Im Jahr 1693 erschütterte ein verheerendes Erdbeben ganz Sizilien. Noto Antica wurde vollständig zerstört. Doch statt die alte Stadt wieder aufzubauen, entschied man sich für einen radikalen Schritt: Man verlegte Noto auf sichereren Grund und errichtete es ab 1703 völlig neu – planmäßig und einheitlich im Stil des sizilianischen Barocks.

Unter der Leitung von Architekten wie Rosario Gagliardi und Vincenzo Sinatra entstand ein städtebauliches Juwel:

– Ein symmetrisches Straßenraster, das Ordnung und Eleganz vereint

– Gebäude aus hellem Kalktuff, der im Sonnenlicht golden schimmert

– Monumentale Bauwerke wie die Kathedrale San Nicolò, der Palazzo Ducezio und die Kirche San Domenico, die das Stadtbild prägen

Heute gehört Noto zum UNESCO-Welterbe und ist Teil des berühmten Val di Noto, das als Inbegriff des sizilianischen Barocks gilt.

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Der beste Kaiser?

Publius Aelius Hadrianus; häufig nur als Hadrian bekannt; (76-138 n. Chr.) regierte das Imperium Romanum von 117 bis 138 n. Chr. als 14. Kaiser und zeichnete sich als Reformer und Förderer der Kultur aus. Anders als viele seiner Vorgänger reiste er persönlich durch das Reich, um Verwaltung, Recht und Militär zu optimieren.

Unter seiner Führung wurde das römische Recht kodifiziert – das sogenannte "edictum perpetuum" – und mit dem Bau des Hadrianwalls in Britannien gewann die Grenzsicherung an Stabilität. Gleichzeitig prägten seine zahlreichen Baumaßnahmen, wie die Renovierung des Pantheons und der Bau der Villa Adriana, seine Vorliebe für Kunst und griechische Kultur.

Sein Ansatz, zu Stabilisieren statt zu Expandieren, stärkte das römische Reich enorm und sicherte das Überleben Roms für die nächsten Jahrhunderte.

Ein römischer Geschichtschreiber aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts nach Christus hat vom Kaiser Hadrian folgende Schilderung gemacht:

»Aelius Hadrianus war von italischem Geschlecht. Sein Vater gleichen Namens, ein Vetter Trajans, stammte aus Adria in Picenum, welches dem adriatischen Meer den Namen gegeben hat. Er regierte 22 Jahre. In der griechischen Literatur war er so gründlich unterrichtet, daß man ihn den ›kleinen Griechen‹ nannte. Die Studien, die Lebensweise, die Sprache und die gesamte Bildung der Athener hatte er sich vollkommen angeeignet. Er war Sänger und Musiker, Arzt, Geometer, Maler und Bildhauer in Erz und Marmor, fast ein zweiter Polyklet und Euphranor. Für alle diese Künste war er begabt. Einen Schöngeist so glänzender Art hat man nicht leicht unter Menschen gesehen. Unglaublich groß war sein Gedächtnis - Orte, Handlungen, Soldaten, auch abwesende, er wußte sie alle mit Namen zu nennen. Riesig seine Ausdauer - Alle Provinzen hat er zu Fuß durchwandert, seinen Begleitern vorauseilend. Da hat er die Städte im Reich hergestellt und ihren Stand gemehrt. Schmiede, Zimmerleute, Maurer, Architekten und allerlei Werkmeister zum Ausbau von Festungen und zur Verschönerung der Städte hat er wie Legionen in Kohorten abgeteilt. Er war niemals derselbe, ein vielförmiger Mensch, ein geborener Herrscher in Laster und Tugend. Seine Triebe hat er durch Kunst regiert. Neid, Bosheit und Ausgelassenheit, dreiste Schaudarstellung des eigenen Ich, wozu seine Natur geschaffen war, hat er mit Schlauheit zugedeckt und Enthaltsamkeit, Leutseligkeit und Milde geheuchelt, während er den Durst nach Ruhm verbarg, von dem er gequält wurde. Niemand war so schlagfertig, in Ernst und Scherz andre herauszufordern oder ihnen zu antworten. Verse gab er augenblicklich mit Versen, witzige Einfalle mit gleichen zurück, als ob er sich dazu vorbereitet gehabt hätte. Von vielen Königen erkaufte er in der Stille den Frieden, und laut rühmte er von sich, daß er mehr im Müßiggange, als andre mit Waffen erlangt habe.

Den Ämtern des Staates und Hofs, und auch dem Heerwesen hat er diejenige Form gegeben, welche noch heute fortbesteht, weniges abgerechnet, was Constantin verändert hat. Er lebte 62 Jahre. Sein Ende war jammervoll. So furchtbare Schmerzen an allen Gliedern quälten ihn, daß er oft seine vertrautesten Diener anflehte, ihm den Tod zu geben. Seine Teuersten bewachten ihn, damit er nicht selber Hand an sich legte.«


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2025/10/23 04:07:44
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