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FLEISCHLICH ODER GEISTLICH

Es ist nach dem Vorhergegangenen klar, daß Gott in Christus weitgehend dafür gesorgt hat, daß jeder Mensch ein Leben im Geist führen kann. Aber es braucht nicht bewiesen zu werden, daß nicht jeder Gläubige dieses Vorrecht ausnutzt. Wir fühlen vielleicht, daß wir selbst zu kurz kommen, und wir sehen, auf welch niedriger geistlicher Stufe andere ihr Leben führen. Wenn wir die Briefe des Paulus an die Gemeinden durchlesen, finden wir die Tatsache offenbart, daß es mehr als eine Art von Christen gibt.

In Röm. 6-8 wird diese Wahrheit besonders klar gezeigt. Röm. 6 gibt den Kernpunkt des Lebens im Geist. Tiefes geistliches Leben fließt aus dem geistlichen Verständnis, dem
Besitzergreifen und der Aneignung der Wahrheit dieses Kapitels. Die Offenbarung Gottes gibt uns hier den geistlichen Samen, aus dem die voll erblühte Blume ein Leben in immer zunehmender Gleichgestaltung in das Bild Christi wächst.

Hier ist der Mensch befreit aus der Sphäre der Dunkelheit, des Todes und der Banden; hier verläßt er die alte Knechtschaft der Sünde und wird ein Knecht der Gerechtigkeit; hier kommt er aus dem Joch des Gesetzes heraus und lebt unter der Gnade; hier bezeugt er die Kreuzigung des alten Menschen und gibt der neuen Natur Raum; hier sagt Gott dem Gläubigen, daß er nicht nur nicht zu sündigen braucht, sondern daß er auch heilig sein kann.

Röm. 6 sagt uns klar, daß Gott in Christus alles getan hat, um den Sünder aus der tiefsten Tiefe eines Lebens in dem Natürlichen zu der höchsten Höhe eines Lebens im Geist zu bringen.

Röm. 7 und 8 veranschaulichen uns das Leben eines Christen; aber der Unterschied im Vergleich mit dem Vorbild, das uns Röm. 6 gibt, ist so groß, daß wir annehmen müssen, es handelt sich hier um zwei Arten von Christen.

(Fortsetzung…)
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Röm. 7 zeigt uns ein Leben im Sturm, in Not und in Kampf, ein Leben der Niederlage und der Entmutigung, das in Verzweiflung endet.

Röm. 7 ist die göttliche Photographie eines eifrigen Bergsteigers. Er beginnt den Aufstieg am Fuß der majestätischen, schneebedeckten Jungfrau (Röm. 6) und will zu ihrer höchsten Höhe aufsteigen (Röm. 8).

Er hat eine Anleitung über das Bergsteigen in den Alpen studiert und vertraut nun seiner eigenen Kraft und Fähigkeit und will den Aufstieg ohne einen Führer wagen. Nach vielen Stunden mühsamen Steigens sinkt er erschöpft nieder; er kennt den Weg nicht, er verliert sich in den Massen von Eis und Schnee; die Anstrengung, den steilen, gefährlichen Pfad zu erklimmen, hat ihm alle Kraft genommen, die Verzweiflung überfällt ihn, und in der Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht schreit er um Hilfe (Röm. 7, 24).

Röm. 7 zeichnet einen Gläubigen, der anerkennt, daß das Gesetz Gottes heilig, gerecht und gut ist, und der zugibt, daß man ihm gehorchen sollte.

Etwas in ihm sehnt sich danach, es zu halten, und ringt danach, es in eigener Kraft zu tun; aber etwas anderes in ihm widersetzt sich.

Er weiß nicht, wie er diesen Zwiespalt überwinden soll.
Er weiß, daß er nicht zu sündigen braucht, und entschließt sich dazu, nicht zu sündigen; aber er fährt fort zu sündigen.

Sein Wille arbeitet wohl, aber er wird dadurch gehindert, daß er nicht weiß, wie er seinen Entschluß, heilig und gut zu sein, ausführen soll.

Er ist entschlossen und eifrig bestrebt, ein heiliges Leben zu führen, aber er kann es nicht, und er muß notwendigerweise versagen; denn ein Mensch kann sich selbst ebensowenig heiligen, wie er sich selbst retten kann.

Röm. 8 zeigt dann die Einsicht nach der Täuschung, den Sieg nach dem Kampf, den Sonnenschein nach dem Sturm.

Der Verzweiflungsschrei des Bergsteigers wurde von einem unsichtbaren Führer gehört, der mit ihm den Weg gegangen ist.

Weil er sich aber nicht aufdrängen wollte, wo er nicht gewünscht wurde, hat er sich ganz still verhalten; aber in dem Augenblick, als er den Hilferuf hört, läßt er Licht auf den mitternächtlich finsteren Weg des Wanderers fallen, er zeigt ihm den Weg, er richtet den müden Wanderer auf und befähigt ihn, jede Schwierigkeit des Weges zu überwinden und das Ziel seiner Sehnsucht zu erreichen.

Das „Ich", das mehr als 30 mal in Röm. 7 vorkommt, wird nun durch den „Heiligen Geist" ersetzt, der in dem 7. Kapitel kein einziges Mal erwähnt wird.

Der Berg ist derselbe, der Pfad ist nicht weniger schwierig oder gefährlich. Aber der Unterschied zwischen Röm. 7 und 8 besteht darin, daß in dem letzten Kapitel ein Führer genannt wird, der den Weg kennt und dem Wanderer die Kraft geben kann, den Gipfel zu erreichen.

Röm. 8 zeigt ebenso klar wie Röm. 7, daß in dem Gläubigen ein Kampf ist, der niemals endet, solange er auf Erden lebt.

Aber Röm. 8 offenbart den Weg des Sieges. Der Wahn wird genommen, daß der Gläubige den Feind in seiner eigenen Kraft besiegen kann, und die geistliche Erkenntnis wird gegeben, wodurch der Sieg nach Gottes Gnadenrat errungen werden kann.

Röm. 8 erhebt den Gläubigen über die Wolken der Entmutigung in das klare Sonnenlicht bleibenden Friedens und völliger Ruhe und vergewissert ihn zuerst, daß „in Christus" keine Verdammnis seiner Vergangenheit ist, und zuletzt, daß es „in Christus" keine Trennung von Gott in der Zukunft gibt; und alle Verse dazwischen verkünden, daß Gott dem Gläubigen „in Christus" den Sieg über jeden Feind in ihm und außer ihm und zwar für heute, für die Gegenwart, ermöglicht hat (Röm. 8, 2-34).

Der Vater hat jedem Gläubigen den Geist Seines Sohnes gegeben, um ihn auf seinem Lebensweg zu führen.

𝓡𝓾𝓽𝓱 𝓟𝓪𝔁𝓼𝓸𝓷
[ 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕚𝕞 𝔾𝕖𝕚𝕤𝕥]
Forwarded from Carl Olof Rosenius
Zum 03. November


Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn! - 1. Kor. 15, 58

Vielleicht bist du, der du dieses liest, so glücklich, zu einem Nachfolger Jesu „aus der Welt erwählt“ zu sein, so glücklich, jetzt in einer innigen Vereinigung mit deinem Heiland zu stehen. „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Der Teufel hat uns den Tod geschworen und geht umher bald als ein brüllender Löwe, bald als ein Engel des Lichts.

Viele, die „im Geiste anfingen, vollendeten im Fleisch“, bald durch die Welt und ihre Lüste, von welchen sie aufs Neue gefesselt wurden, als sie im Streit und in der Kreuzigung des Fleisches ermüdeten und sich aufs Neue in den Dienst der Sünde begaben, bald dadurch, dass sie durch eine mächtige und hartnäckige Versuchung in Verzweiflung gerieten; bald durch die bezaubernde Macht neuer Lehren, durch die sie von der Einfalt in Christus weggeführt wurden und durch die das Leben starb; bald durch Hochmutseinbildungen, die der Tod aller innewohnenden Gnade sind.

Es gibt Abgefallene, die geradezu zur Welt und zur Sünde zurückkehren und mit dem Worte Gottes nicht mehr umgehen.

Andere dagegen behalten einen Schein der Gottesfurcht, aber es ist kein Geist in ihnen, kein Leben, kein Bedürfnis nach der Gnade und dem Evangelium, sondern nur „die Form zu wissen, was recht ist im Gesetz“. „Es wäre ihnen besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, und es ist mit ihnen das Letzte ärger geworden denn das Erste.“

Bitte Gott, dich in Gnaden vor einem so unglückseligen Ende zu bewahren! Erkenne die Wichtigkeit der Ermahnung des Apostels: „Seid fest, unbeweglich!“

Sei fest im Glauben!

Halte täglich Freundschaft mit deinem Heiland!

Lass dir nichts so angelegen sein, als jeden Tag der Freundschaft deines Gottes vergewissert zu sein und stets in Christus erfunden zu werden!

Sei fest in der Liebe und in „der Übung der Gottseligkeit“, auf dass du dich nicht ermüden lässt, weder durch die Bosheit und Undankbarkeit der Menschen noch durch dein eigenes Fleisch; und dass du nicht schlaff und nachlässig wirst, wenn der Kampf sehr hart und langwierig wird!

Halte noch eine kleine Zeit mit der Kreuzigung des Fleisches aus! Jetzt gilt es, jetzt wird um die Krone gekämpft.

„Sei getreu“, spricht der Herr, „sei getreu bis an den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben!“

Sei fest in der Hoffnung und in der Geduld auch unter einem bitteren Kreuz und Leiden!

Halte aus, jetzt gilt es! Es ist nur um eine kleine böse Zeit zu tun.

Abfallen kann man leicht; beharren aber und die Himmelsburg einnehmen, das erfordert Kampf.
„Fest, unbeweglich“, sagt der Apostel. Bleibe „unbeweglich“ bei dem alten Worte! Lass dich nicht wägen und wiegen von allerlei Wind der Lehre, etwa wie das biegsame Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird!

Wir leben in einer Zeit, in der alle möglichen Neuerungen im Geistlichen feilgeboten werden.
Der eine kommt mit diesem, der andere mit jenem hervor, und die Menschennatur ist so, dass das Alte bald geschmacklos und von keinem Wert mehr ist, während das Neue reizt. Hüte dich, der Art dieser Natur zu folgen! Bilde dir nicht ein, dass dich niemand irreleiten könnte oder dass du selber stets das, was recht oder unrecht ist, würdest merken können!

Sei auch nicht so undankbar gegen den göttlichen Geist und die göttliche Wahrheit, die dich von neuem geboren haben, so dass du eine andere Lehre für noch besser ansehen würdest oder dass demjenigen, der schon „in Christus ist“, etwas „Neues“ vonnöten sei!

Der Apostel sagt: „Ihr seid vollkommen in Ihm“. Willst du jetzt deinen Gnadenstand mit einem neuen, eigenen Werk vervollkommnen? Wie willst du dann deinem Heiland antworten, wenn Er fragt: „Warst du nicht schon in Mir selig?“ „Wir sollen nicht mehr Kinder sein und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre.“ „Wie ihr angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in Ihm — seid gewurzelt und erbaut in Ihm, und seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar!“
Der Christ und das Abendmahl

In der Nacht, da Er verraten ward, nahm Er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmet, esset; das ist Mein Leib, der für euch gebrochen wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. 1. Kor. 11, 23 und 24.

Eines der mächtigsten Hindernisse, das viele gläubige Menschen beim Genuß des heiligen Abendmahls plagt und drückt und ihnen ganz und gar den Trost, die Erquickung und die Freude raubt, die das Abendmahl mit sich führen sollte, ist der Umstand, daß man es als eine Art feierliches Opferfest ansieht, bei dem wir Gott etwas Gutes geben und mit einigen Ihm wohlgefälligen Opfern unserer Frömmigkeit, unserer Buße, unseres Glaubens, unseres Gebets, unserer Vorsätze auf Besserung usw. dem Altar uns nahen sollten. Man bedenkt nicht, daß das Abendmahl ein Gnadenmittel ist, in dem der Herr im Gegenteil uns, Seinen armen, elenden, niedergeschlagenen Kindern, den Trost, die Stärke und Erquickung geben will, deren wir bedürfen. Beachte! Das Abendmahl ist, wie das Wort Gottes, ein Gnadenmittel.

Gleichwie man nicht zum Wort Gottes geht, um Gott etwas Gutes zu geben oder vorzuweisen, sondern nur, um daraus etwas Gutes zu empfangen, Kraft und Hilfe gegen seinen Kleinglauben, seine mangelhafte Buße, sein mangelhaftes Gebet usw. zu erbitten und zu erhalten, ebenso soll man auch zum heiligen Abendmahl des Herrn als zu einem Gnadenmittel kommen, in welchem man Hilfe sucht gegen alles, was einem fehlt. Scheust du dich davor, zum Tisch des Herrn zu gehen, weil dir bewußt ist, daß du in deinem Alltagsleben so mangelhaft bist, so bist du nicht, wie ein wahrer Christ sein sollte. Es ist entweder in deinem Glauben oder in deinem Leben etwas Gebrechliches, in deinem Christentum ein bedenklicher Fehler. Darum kannst du auch nicht getrost zum Tisch des Herrn gehen.

Was ist das anders, als ganz zu vergessen, was der eigentliche Zweck und die Absicht des Abendmahls ist, nämlich gerade ein Hilfsmittel gegen alle Gebrechen und Mängel in unserem Glauben und unserem Leben zu sein! Wäre schon alles wohl mit deinem Christentum, mit deinem Glauben und Wandel, dann brauchtest du nicht zu diesem Gnadenmittel zu kommen, wie ja auch Christus mit Seinem Verdienst nicht für Gerechte, sondern für Sünder gekommen war, wie Er selbst spricht: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken."

Du, der du dieses liest, bedenke einmal folgendes: Wenn ein körperlich Kranker auf eine Aufforderung hin, zum Arzt zu gehen antwortet: "Das wage ich nicht, denn ich bin so krank, mein Blut ist so vergiftet, mein Ausschlag so arg, daß ich in so jämmerlichem Zustand nicht den Arzt besuchen kann, ich muß erst etwas besser werden." Würde man sich nicht über solche Torheit wundern und antworten: "Muß man nicht gerade in der Krankheit den Arzt suchen?" Genauso aber verhält man sich, wenn man wegen geistlichen Mangels und Siechtums sich fürchtet, zum heiligen Abendmahl des Herrn zu gehen. Es ist uns ja gerade zur Hilfe und zum Heilmittel gegen allerhand Mängel und Krankheiten gegeben. Laßt uns nie die große Liebe des treuen Heilandes vergessen, als Er dieses Gnadenmittel einsetzte! Was sagte Er von Seinem Blut, als Er den gesegneten Kelch darreichte? Von all dem unendlich Großen, das von diesem Blut gesagt werden könnte, nennt Er nur dieses: "Es wird vergossen zur Vergebung der Sünden." Da sehen wir, was Er wollte. Zum Trost gegen die Sünde, gegen die Seine Kinder am meisten drückende Not, die Sünde, stiftete Er dieses Gnadenmittel. "Zur Vergebung der Sünden." Es ist Sünde, es ist das Bewußtsein der Sünde und der Untreue gegen meinen Gott, was mir den Trost und die Freimütigkeit, die ich zu Ihm haben sollte, raubt. Als Heilmittel gegen diese Not und diesen Jammer stiftete der Herr dieses selige Gedächtnisfest Seines Versöhnungstodes. Er hat das Abendmahl als Ruhehütte an unserem Wege aufgepflanzt.

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Wenn wir von der Wanderung müde, an der Seele matt und hungrig, durch unsere Fehltritte oder unser Straucheln und Fallen betrübt und entmutigt sind, sollen wir da hineingehen und uns mit dem Brot des Lebens, mit dem Gedanken an Ihn und mit dem Genuß des Leibes und des Blutes, welches gegeben war zur Vergebung der Sünden, erquicken, um dadurch aufs neue gewiß zu werden, daß Er uns nicht zürnt. Daraus folgt: Wenn wir uns in einer besonderen Schwachheit, in einem geistlichen Verfall befinden, ist es dringend an der Zeit, zum Gnadentische des Herrn zu eilen, wie man ja auch wegen derselben Gebrechen zum Worte eilt. Das erklärt auch, daß alte Lehrer, die dies erkannten, so davon reden. Luther sagt: "Du mußt oft zu diesem Tische gehen, aber insonderheit dann, wenn du wohl dazu geschickt bist, d. h., wenn du mit vielen und schweren Sünden beschwert bist., Doktor Schwedberg sagt als Antwort auf die Frage, wann man zum Abendmahl des Herrn gehen solle: "Wenn der knechtische Geist den Platz des kindlichen Geistes in eurem Herzen einzunehmen anfängt." Sie hatten verstanden, daß das Abendmahl ein Gnadenmittel ist.

So geh ich auf Dein Gnadenwort Zu Deinem Tisch, mein Herr und Hort. So sündig, wie ich immer bin In Fleisch und Blut, in Herz und Sinn.

C. O. Rosenius

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Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn! - 2. Petr. 1, 2

Ihr lebendigen Christen, hütet euch davor einzuschlafen, zu erschlaffen, stehenzubleiben, abzusterben!

Wachset, sucht immer mehr Glauben und Erkenntnis Christi, mehr Liebe, mehr himmlischen Sinn, mehr Demut und Gottesfurcht!

Wenn jemand sagen würde: „Ich habe genug Glauben, genug Liebe zu Gott und den Menschen, genug Friede und Freude im Heiligen Geist, genug Demut und Gottesfurcht“, dann würden wir vor einem solchen Zustand, vor einer solchen Macht der Finsternis über den Sinn und einer solchen Sicherheit und Bezauberung erbeben.

Wenn ein Christ gar keine Vermehrung in diesen Stücken sucht, dann ist die Gefahr vorhanden, dass er sagt: „Ich habe genug Glauben, genug Liebe und Gottesfurcht.“ Ja, es steht wahrlich nicht recht gut, wenn ein Christ sich gar nicht um diese Sache kümmert.
Das Wachsen in der Gnade gehört deshalb zu den Stücken, die unseren Zustand prüfen und offenbaren.

Mancher fühlt bei dieser Betrachtung einen Pfeil im Herzen. „Ach, wo ist mein Wachstum in der Gnade?“, seufzt er. „Ich gehe im Gegenteil rückwärts.“

Einige wiederum lesen das Wort vom Wachstum mit einem ganz ruhigen, nur forschenden, studierenden Blick. Sie überlassen es andern, es zu Herzen zu nehmen.

Hier bewahrheiten sich die Worte Luthers: „Die sich fürchten sollten, die fürchten sich nicht; die sich aber nicht fürchten sollten, die fürchten sich.“ Es gibt eine Bezauberung, eine Macht der Finsternis, die die Seele ruhig, stark, mutig, entschlossen, hart und verstockt macht, so dass sie nichts empfindet, nichts befürchtet und nichts auf sich bezieht, sondern nur denkt, versteht und redet.

Sollte diese Bezauberung etwa auch bei dir begonnen haben, der du ein Christ bist und der du den Herrn Jesus sagen hörst: „Wer fromm ist, der sei immerhin fromm; und wer heilig ist, der sei immerhin heilig“, aber „Wer böse ist, der sei immerhin böse“?

Bekümmerst du dich darum — oder bist du dir dessen bewusst, dass du im Laufe der Tage dich nicht um eine Zunahme kümmerst und dass auch die eigenen ernstlichen Ermahnungen Christi dir nicht zu Herzen gehen?
Sollte dein Herz etwa bezaubert sein?
Weshalb nicht?
Weshalb würdest gerade du der Bezauberung vonseiten des Geistes der Finsternis überhoben?
Hat der Teufel keine böse Absicht mehr mit dir?
Ist er jetzt gut geworden oder ist er tot?

Rechte Christen, die nicht ganz eingeschlafen sind, haben oft die größte Sorge darüber, dass sie kein Wachstum bei sich finden. Sie haben deshalb noch einen Geist der Furcht des Herrn in ihren Herzen und stehen noch unter Seiner Regierung, wodurch allen Dingen abgeholfen wird.

Luther sagt, dass der Glaube im Herzen nie still ist, vielmehr entweder in der Zunahme oder in der Abnahme begriffen ist; wo das nicht geschieht, da ist kein lebendiger Glaube, sondern nur eine tote Einbildung von Gott im Herzen. Dies gilt vom ganzen Gnadenleben im Herzen, vom Glauben, von der Liebe und der Gottesfurcht.

Es ist ein bezeichnendes Merkmal der Pflanzung, die der himmlische Vater gepflanzt hat, dass sie von der geistlichen Wartung und Nahrung abhängt und deshalb zuweilen belebt wird und zunimmt, zuweilen dagegen abnimmt. Der Glaube hingegen, der von dieser Nahrung nicht abhängt, sondern immer gleich fest steht, ist nur ein selbstgemachter und toter Glaube.

Hier ist aber ein Unterschied zu beachten. Der allgemeine Sicherheitsglaube hat das grobe Zeichen, dass er nicht nur ohne jegliche geistliche Nahrung weiterlebt, sondern gerade dann am stärksten ist, wenn kein Gotteswort ihm zu nahe kommt, weil er durch das Wort Gottes erschüttert und gestört wird.

Die feineren Werkheiligen ähneln aber darin den Christen, dass ihr Glaube und ihr Friede abhängig und veränderlich sind, aber sie sind abhängig von ihren religiösen Beobachtungen. Wenn sie ihre bestimmte Stunde des Tages zum Lesen, Beten usw.
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versäumt haben oder wenn sie einen Riss in ihrem Frömmigkeitskleide bekommen haben, dann ist ihre Zuversicht erschüttert, und der Friede wird nur durch erneute Beobachtung der versäumten Andacht wiederhergestellt.

Der wahre Glaube aber beruht nicht auf der Beobachtung des Lesens oder des Betens, sondern auf dem Inhalt dessen, was gelesen wird, auf dem Wachsen oder Abnehmen der Erkenntnis Christi. Darum sagt der Apostel, dass die Gnade und der Friede sich vermehren durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus Christus.
Der Trost und die Stärke, die nicht davon abhängen, sondern von sich selber leben, sind nicht die rechte Gnade, sondern eine Blume, die aus dem eigenen Herzen wächst und die sofort verwelkt, wenn „der Geist des Herrn darein bläst“.

Wenn das Gnadenleben aber immer entweder in der Zunahme oder in der Abnahme ist, dann ist es eine erschreckliche Sache, nicht darauf achtzugeben, sondern ganz unbesorgt um die Zunahme weiterzuleben; denn wenn es wirklich in der Abnahme begriffen ist, dann wird es auch aussterben, wenn nicht eine baldige Änderung geschieht.

Wenn es eine Zeitlang außer Acht gelassen wurde und abgenommen hat, dann muss es notwendig bald wieder erweckt, belebt und gestärkt werden, sofern nicht der geistliche Tod die Folge werden soll.
IV/403

Steht auf! Lasst uns eilen, nicht hinten zu bleiben;
Ermuntert euch lieber, wie Jesus zu treiben.
Verlasst ihr das Zepter des Königs hienieden,
Dann sind wir, bedenkt’s doch, auf ewig geschieden.
Zu kennen die unermessliche Liebe

Epheser 3,19A
und zu kennen die Liebe des Christus, die die Kenntnis übersteigt, ...“

Kenntnis meint geistliche Fakten. Paulus sagt nicht, dass die Liebe Christi die Kenntnis ersetzt. (Wir bräuchten dann nur zu lieben und hätten somit alle Erkenntnis.)

Die Liebe Christi (und die Liebe zu ihm) geht weiter als die Erkenntnis Christi.

Gott legt großen Wert auf Kenntnis (das heißt: Gotteserkenntnis), aber es gibt etwas Größeres: Liebe.
Wir brauchen beides, sollen in beidem zunehmen. Paulus betet für die Philipper (Phil 1,9), dass ihre Liebe „noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Wahrnehmen reich werde“.

Jemanden kennenzulernen ist eine Liebesangelegenheit. Aber die Liebe ist größer als die Kenntnis. Wir lieben Gott – trotz dessen, dass wir ihn nicht verstehen. Wenn mich (oder jemanden um mich herum, den ich liebe) eine unheilbare
Krankheit trifft, kann ich Gott nicht verstehen. Muss ich dann aufhören Gott zu lieben? Nein, ich kann ihn lieben aufgrund der Kenntnis, die ich vorher gewonnen hatte.

Unsere Kenntnis ist begrenzt.
Aber eine gewisse Kenntnis ist Voraussetzung, um zu lieben. Wir lernen Jesus Christus zu lieben, wenn wir ihn kennenlernen.
Wenn wir genügend Kenntnis Gottes haben, können wir ihn auch dann lieben, wenn wir seine Wege nicht verstehen.

Liebe ist und war immer das Höchste, das Gott in seinen Geschöpfen erreichen will.

Eine Henne lässt sich verbrennen, um im brennenden Stall ihre Küken zu schützen. Es gibt etwas Größeres als Logik: Liebe.

Drei Kinder hatten sich mit einem Pferdegespann im Schneesturm verirrt, das Pferd war gestürzt; es war eiskalt, und sie mussten die ganze Nacht auf Hilfe warten. Das älteste Mädchen legte sich über seine frierenden kleinen Geschwister und erfror. Die von ihrem Körper gewärmten Geschwister überlebten.
Liebe übersteigt Logik.

>>Das Zielanliegen

Epheser 3,19E:
damit ihr gefüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.“

Das heißt, bis zu dem Maß, das Gott für jeden von uns bestimmt hat. Christus ist die Fülle Gottes. Das ist das Maß, bis zu welchem wir heranwachsen sollen.

Wir sollen mit Gott gefüllt werden. Fülle ist Reife. Es geht um einen Prozess des Reifwerdens.
Der Endzustand ist vollkommene Reife.

Gott schuf den Menschen in seinem Bilde. Er sollte nun in seiner Schöpfung Gott charakterlich darstellen. Paulus betet, dass in den Heiligen die Heiligkeit und Liebe Gottes zum Ausdruck kommen – und zwar so sehr, bis es keinen Teil mehr gibt, den Gott nicht ausfüllt.

Als Gottes Herrlichkeit kam und den Tempel (beziehungsweise die Stiftshütte) füllte, war kein Raum mehr da für etwas Anderes (2Mo 40,34.35; 1.Kön 8,10.11). Er füllte sein Eigentum, er wohnte im vollen Sinn.

Gott möchte die Seinen mit sich selbst füllen, dass sie voll sind, bis zum Überströmen voll.

Dazu kam Jesus!
Dafür starb er und erstand er aus dem Tode: damit die seinen voll von Christus werden.

Je mehr wir uns in Gott und in seine Wahrheit hinein bewegen, desto mehr absorbieren wir. Während wir in Christus hineinwachsen, nehmen wir Fülle Gottes auf. Er ist der Raum unseres gegenwärtigen Heils. In dem Maße, in dem wir vorwärtsgehen, füllt Gott uns mit sich.

𝙷𝚎𝚛𝚋𝚎𝚛𝚝 𝙹𝚊𝚗𝚝𝚣𝚎𝚗
Audio
Das Wesen der wahren Bekehrung
Entweder ist das Gesetz der Weg zum ewigen Heil ODER Christus!

Beides geht nicht!

Da aber das Gesetz nie das Ziel hatte, einen Weg der Gerechtigkeit aufzuzeigen, wird aus dem Gesetz kein Heil möglich sein!

Wofür nun das Gesetz?
Um den Menschen, durch die Schläge des Gesetzes ( denn der Mensch vermag nicht das Gesetz zu halten) ZU CHRISTUS ZU TREIBEN!

Das Gesetz soll die Sünde und damit die Verdammnis groß machen…

Das Gesetz soll das Wesen Gottes und den Heiligen Willen Gottes offenbaren.

Der Heilsweg IN CHRISTUS ist aber nur dann möglich, wenn das Gesetz uns zu ihm getrieben hat, wenn das Gesetz seine Aufgabe erfüllt hat, uns zu zermürben.
Ohne Sündenbewusstsein und die Erkenntnis der wahren Verlorenheit ist das tiefgreifende Erkennen der Retterliebe Gottes nicht möglich.

Man ist zwar fromm aber nicht glückselig in Christus!

Wenn der Mensch unter das Gesetz zerschlagen wurde, dann ist ihm klar, dass ein Leben nach eigenem Willen nicht länger existiert… denn sein altes Ich wurde zum Tode durch das Gesetz verurteilt.
Da aber Christus starb, beginnt ein intrensisches Streben, Christus zu lieben, weil er uns durch sein Tod ZUERST geliebt hat.

Nun findet das Gesetz seine Gottgewollte Anwendung:
Denn, der, der Gott liebt, der will ihm auch wohlgefällig leben…
Aber nicht in der Weise wie im alten Testament, sondern ausschließlich aus dem Trieb der Liebe und der Dankbarkeit.

Deswegen heißt es: Wer mich liebt, der hält meine Gebote…


Aber in wie weit umgreift nun das Gebot die Gesetze?

Da wir aus Geist geboren sind, wird der Heilige Geist uns durch die Wahrheit leiten.
👆🏻👆🏻👆🏻
Das ist zunächst das aller erste, Wichtigste und unumstößlichste, was es zu beachten gibt.

Jede Anweisung, und sei sie noch so Fromm… wenn sie nicht mit Einsicht und Erkenntnis einhergeht mittels der Liebe und des Glaubens zu Gott, ist vollkommen nichtig und zerstört das Wirken des Geistes!

Wenn aber der Geist Gottes in uns Wohnung hat, dann wird das Gehorchen ein Lust sein. Ein innerer Trieb des Erkennens und des Einsehens führt zu wachsender Gottesfurcht mit dem Ziel: den Willen Gottes zu erkennen.

Gott hat von den ersten Seiten der Bibel das Gebot der Liebe aufgestellt-
Liebe Gott…
Liebe deinen Nächsten…

In diesem ist ALLES eingeschlossen!
Der, der wahrhaftig Gott liebt, wird willig den Willen Gott suchen , und wird ihn im Gesetz finden!

Aber nicht mehr mittels des Zuchtmeisters, sondern mittels der Liebenden Dankbarkeit der Errettung.

Das gesamte Gesetz offenbart den Willen Gottes!
Selbst die Zeremoniell-Gesetze werden durch die Leitung des Geistes gültig im Wesen der Liebe zu Gott, dass wir darin die Tiefe des Opfertods Christi erkennen und in der Gottesfurcht wachsen…


Fazit heute:
Uns Christen ist der Rechte Sinn der Liebe zu Gott abhanden gekommen.
Weder vermögen wir es selbst recht neu zu entflammen, noch sind wir in der Lage, die wahre Herzenshaltung zu belehren .
—> Die Tatsache ist, dass die Liebe zu Gott erkaltet ist.

Wir wollen es uns nicht eingestehen und schlagen mit der Keule des Gesetzes um uns, um dadurch den Schein zu geben, dass wir doch noch liebe zu Gott haben.
Was folgt, ist eine geistlich verarmtes Christ-sein, das getrieben wird von menschlichen Satzungen und Verbote.
Dies erwirkt nur Verdruss und Bitterkeit.

Benjamin Peters
2025/10/24 16:05:40
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